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Was ist ein Arzt ohne sein Stethoskop? Eine Chirurgin ohne ihr Skalpell? Oder gar eine Apothekerin ohne Medikamente? Sie können nicht ohne einander. In der Gesundheitsberichterstattung werden die einzelnen Instrumente, Geräte und Arzneimittel dennoch oft zu wenig berücksichtigt. Anders in der Kolumne von Sonja Gibis. Hier kommen die Gegenstände selbst zu Wort und berichten humorvoll aus ihrer Geschichte und ihrem Alltag. In dieser Folge: das Skalpell.

Bitte verzeihen Sie, wenn ich etwas Abstand halte. Sie gehören schließlich zu den schärfsten Messern überhaupt.

Keine Sorge, ich passe schon auf. Schärfe ist in meinem Job allerdings entscheidend. Je schnittiger ich durch die Haut gleite, desto besser für die Patientinnen und Patienten. Das weiß man schon seit Tausenden von Jahren.

So lange gibt es schon Skalpelle?

Ich würde sagen, es gibt uns schon länger, als es Ärzte gibt. Doch auch der Arztberuf ist uralt. Ich habe gehört, dass Sie sich für Medizin-
geschichte interessieren. Dann passen Sie mal auf: Es geht jetzt nämlich fast 4000 Jahre zurück ins alte Mesopotamien, das Sie vielleicht besser als Zweistromland kennen.

Die Gegend, in der heute der Iran liegt, gilt als eine Wiege der Kultur. Weil wichtige Texte damals oft in Stein gehauen wurden, haben wir noch Schriften aus der Zeit. Deshalb wissen wir noch heute, wonach man damals einen Arzt bezahlt hat. Raten Sie mal!

Wie viele Menschen er geheilt hat?

Liegt nahe. Tatsächlich bemaß man den Wert seines Könnens aber danach, wie gut er mich, also das Skalpell, führen konnte. So steht es zumindest in einem Rechtstext. Damals bestanden meine Vorfahren aus zurechtgehauenen scharfen Steinen, oft Feuerstein.

Und damit hat man schon Operationen durchgeführt?

Natürlich nicht so wie heute. Behandelt wurden zum Beispiel eitrige Wunden. Man schnitt Abszesse auf und ließ beim Aderlass regelmäßig das Blut fließen. Denn man glaubte, so üble Säfte aus dem Körper leiten zu können. Ein Irrtum, der sich über Jahrtausende hielt.

Selbst Amputationen wurden vereinzelt vorgenommen – ohne richtige Narkose. Ein echt harter Job. Im 16. Jahrhundert hatte sich die Chirurgie bereits weiterentwickelt. Man schnitt zum Beispiel häufig Blasensteine heraus.

Stimmt, das machten die Steinschneider. Das weiß ich, weil es in diesem Heft einen Artikel dazu gibt.

Das passt ja prima! Aber steht darin auch, wie es in der Geschichte der Medizin weiterging? Meine große Zeit brach nämlich erst an, als Operationen ohne Schmerzen möglich waren. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Narkose erfunden.

Als man auch noch verstanden hatte, dass es bei OPs steril zugehen muss, bin ich so richtig durchgestartet. Entzündete Blinddärme konnten entfernt werden, üble Knochenbrüche innerlich vernagelt. 1896 dann die erste Operation am schlagenden Herzen. Was für ein Aufbruch! Damals waren wir noch unentbehrlich.

Sind Sie das heute nicht mehr?

Wir erfüllen noch immer wichtige Aufgaben. Doch wenn der erste Schnitt durch die Haut geschehen ist, liegen wir oft nur noch neben dem anderen OP-Besteck und sind arbeitslos. Den Rest erledigen heute spezialisierte Kollegen. Einen guten Job machen zum Beispiel Schlingen aus Metall.

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Aber damit kann man doch nicht schneiden.

Oh doch! Wenn sie elektrischen Strom durch die Schlinge schicken, geht das ausgezeichnet. Beim sogenannten Kauterisieren schmilzt das Gewebe quasi weg. Die Schlinge kann zudem etwas, bei dem ich passen muss: Durch den Strom werden Blutgefäße sofort verödet. Genauso, wenn man ein Lasermesser verwendet.

Oft werden diese Geräte zusammen mit einer Kamera nur noch durch kleine Schnitte in den Körper eingeführt. Ich schaue ihnen dann gern auf dem Monitor bei ihrer hochpräzisen Arbeit zu. In einem gemischten Team klappt eben alles besser – auch eine Operation.

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Quellen: