Verschlimmern Süßigkeiten und Milch wirklich die nervigen Pickel im Gesicht? Was bringt UV-Licht? Und hilft Zahnpasta, damit sie abheilen? Rund um Akne ranken sich viele Mythen. Doch was stimmt, was nicht? Und warum ist es ratsam, sich für die Behandlung ärztlich beraten zu lassen? Wir klären auf.
Faktencheck
Behauptung: Zu wenig Reinigung verschlimmert Akne
Bewertung: Überwiegend wahr
Fakten:
„Die Haut braucht regelmäßige Reinigung, um Schweiß und Talgreste zu entfernen, aber kein porentiefes Säubern“, stellt Hautärztin Borelli klar. Sie empfiehlt, die Haut morgens und abends gründlich mit Wasser und einer eher austrocknenden Waschlotion zu reinigen und danach Gesichtswasser zur weiteren Reinigung zu verwenden. Apotheker Glamsch beobachtet, dass Akne-Betroffene oft durch intensive Pflege versuchen, ihre Haut in Eigenregie zu behandeln. „Doch viel hilft nicht immer viel. Im Gegenteil: Übermäßige Hautpflege kann der Haut schaden“, sagt er. Wer Akne hat, brauche nicht besonders häufige Pflege, sondern die passende. „Geeignet sind Gelprodukte, da sie mehr Feuchtigkeit enthalten.“ Von fetthaltigen Cremes raten beide Profis ab, da sie zu einer Verschlechterung der Haut führen.
Faktencheck
Behauptung: Nach der Pubertät ist es vorbei
Bewertung: Falsch
Fakten:
Viele Menschen denken, dass Akne nur in der Pubertät auftritt. Zu Apotheker Falk Samuel Glamschaus Sulzbach-Rosenberg kommen auch viele Jugendliche, die bei Hautunreinheiten um Beratung in der Apotheke bitten. Aber eben genauso Menschen jenseits der Pubertät. Im Erwachsenenalter trifft die Erkrankung vor allem Frauen. Eine erbliche Veranlagung sowie hormonelle Veränderungen spielen bei der Entstehung eine entscheidende Rolle. Bei manchen kann Akne bis ins Erwachsenenalter andauern oder dann erstmals auftreten. „Es gibt nicht die eine Behandlung für alle. Die Akne-Haut in der Pubertät braucht eine andere Pflege als in den Wechseljahren“, sagt Prof. Dr. Claudia Borelli, die die Einheit für Ästhetische Dermatologie und Laser am Universitätsklinikum Tübingen leitet und Vorsitzende der AG Ästhetische Dermatologie und Kosmetologie ist.
Faktencheck
Behauptung: UV-Licht lindert Akne
Bewertung: Falsch
Fakten:
„UV-Licht führt nicht zu einer Besserung der Haut bei Akne“, sagt Borelli, sonnengebräunte Haut wirke optisch möglicherweise besser. Die Hautärztin rät vom Bräunen ab. Denn UV-Licht schadet langfristig. „Es kann schwarzen und weißen Hautkrebs sowie Hautalterung verursachen“, warnt sie. Eine Zeit lang galt die Lichttherapie, bei der die Haut mit Blau- oder Rotlicht bestrahlt wird, als Hoffnung in der Akne-Behandlung. „Mittlerweile setzen wir dies kaum noch ein und empfehlen immer eine Behandlung mit Cremes und Gelen oder Tabletten“, sagt Borelli. Aufgepasst: Bestimmte Medikamente gegen Akne machen die Haut lichtempfindlicher. Sonnenschutz ist dann besonders wichtig – die Apotheke vor Ort kann dazu beraten.
Guter Rat: Akne-Haut ärztlich behandeln
Die Hautärztin oder der Hautarzt stellt die Diagnose der Akne-Form und bestimmt den Schweregrad der Erkrankung. Daran orientiert sich der individuelle Behandlungsplan. Claudia Borelli ermutigt dazu, sich frühzeitig medizinischen Rat zu holen: „Viele Betroffene leiden still oder versuchen es in Eigenregie, dabei sind Hautärzte genau die Richtigen für die Beratung.“
Hautärztinnen und -ärzte besprechen mit Betroffenen verschiedene Behandlungen: Infrage kommen zum Beispiel eine Anpassung der Hautreinigung und -pflege, eine manuelle Behandlung durch Fachkräfte sowie Medikamente zur äußerlichen und innerlichen Anwendung. Sie enthalten beispielsweise Vitamin-A-Säure-ähnliche Wirkstoffe. Antibiotika seien nicht mehr Teil der Akne-Therapie, jedoch könnten Hormonpräparate wie die Pille sinnvoll sein, so Borelli.
Faktencheck
Behauptung: Stress kann zu Akne führen
Bewertung: Überwiegend falsch
Fakten:
Das ist nicht eindeutig zu beantworten. Die Beziehung zwischen Stress und Akne ist komplex. Die Erkrankung kann sich in anstrengenden Lebensphasen verschlechtern. „Es ist aber nicht wie bei Neurodermitis, dass Stress einen Schub verursacht“, erklärt Borelli. „Vielmehr verwenden Menschen bei Stress weniger Zeit auf Hautreinigung und -pflege.“ Viele würden in solchen Phasen vermehrt an Pickeln drücken. Davon raten Fachleute ab, da es die Entzündung fördert und die Haut eher vernarbt.
Faktencheck
Behauptung: Milch und Schokolade lösen Akne aus
Bewertung: Überwiegend falsch
Fakten:
Das ist nicht eindeutig zu beantworten. Diverse Lebensmittel haben den Ruf, Pickel zu verursachen. „Doch die Lage ist ein wenig kompliziert“, sagt Hautärztin Borelli. Zwar gebe es Untersuchungen, die andeuten, dass die Ernährung einen Einfluss auf Hautunreinheiten habe, aber es gebe keine „Anti-Akne-Diät“. „Studien zeigen, dass Milch möglicherweise Akne verschlechtern kann.“ Borelli würde aber nicht generell von Milch abraten, schließlich enthält sie Nährstoffe, die Teil einer gesunden Ernährung sind. Es gelte aber: „Alles, was den Blutzucker schnell nach oben treibt, ist meist nicht gut für die Haut bei Akne.“ Einen schnellen Anstieg verursachen zum Beispiel Weißmehlprodukte, Gummibärchen oder gesüßte Getränke. Die Lebensmittel seien nicht die Ursache, können aber Hautprobleme verstärken. Wer merkt, dass sich die Akne durch den Konsum bestimmter Lebensmittel verschlechtert, sollte laut Borelli besser darauf verzichten: „Für die Haut ist es gesünder, wenn man sich ausgewogen ernährt und an der Mittelmeerkost mit viel Gemüse und wenig Fleisch orientiert.“
Faktencheck
Behauptung: Zahnpasta hilft gegen Akne
Bewertung: Falsch
Fakten:
Zahnpasta entzieht der Haut Feuchtigkeit. Aber Hautärztin Borelli rät davon ab, sie auf Pickel aufzutragen: „Zahnpasta enthält Stoffe, die für die Zahnhygiene geeignet sind. Aber nicht für die Behandlung entzündeter Haut.“ Dazu komme: Bestimmte Inhaltsstoffe von Zahnpasta, wie etwa Menthol oder Fluorid, können die Haut irritieren, Entzündungen verstärken oder gar zu einer allergischen Reaktion auf der Haut führen.