Logo der Apotheken Umschau

Eine große Mehrheit der Frauen, die in der Schwangerschaft auf digitalem Weg von einer Hebamme betreut wurden, erlebten ein solches Angebot als "sehr gut" (74,1 Prozent) oder "gut" (18,8 Prozent). Das ergab eine Befragung zur Akzeptanz digitaler Hebammenbetreuung, die die Hochschule für Gesundheit in Bochum in Kooperation mit dem BARMER Institut für Gesundheitssystemforschung und dem Deutschen Hebammenverband durchgeführt hat. Für die Studie wurden Antworten von 1.551 Hebammen und 1.821 Frauen, die zwischen Mai und November 2020 geboren haben, ausgewertet.

Hebammen treiben Digitalisierung voran

Die Corona-Pandemie hat sich auch in der Betreuung Schwangerer als Treiber der Digitalisierung erwiesen. Nachdem die übliche Präsenzbetreuung werdender Mütter durch Hebammen aufgrund von Kontaktbeschränkungen erschwert war, haben der GKV-Spitzenverband und die Berufsverbände der Hebammen rasch reagiert und bereits im März 2020 die digitale Hebammenbetreuung ermöglicht.

Klare Mehrheit wünscht Fortsetzung

Jede zweite Schwangere gab an, dass ihre Hebamme ihr ein digitales Betreuungsangebot gemacht habe. "Viele Hebammenleistungen lassen sich auch digital durchführen. Dazu gehören zum Beispiel Kurse zur Geburtsvorbereitung, zur Rückbildung und Beratungen", sagt Ursula Jahn-Zöhrens vom Deutschen Hebammenverband. 64,5 Prozent der befragten Hebammen hätten solche Angebote als sinnvolle Ergänzung angesehen. 62,7 Prozent der Hebammen würden es begrüßen, wenn es auch nach der Pandemie digitale Betreuungsmöglichkeiten gäbe. 52,3 Prozent der befragten Frauen fänden die digitalen Angebote genau richtig oder wünschten sich deren weiteren Ausbau.

Frauen nehmen Angebote gut an

Sowohl in der Schwangerschaft als auch im Wochenbett nähmen die Frauen digitale Angebote gut an. Frauen, die von einer Hebamme betreut wurden, nutzten solche Angebote zusätzlich zum direkten Kontakt zu 38,5 Prozent, im Wochenbett seien es noch knapp 29 Prozent. Dabei unterschieden sich einzelne Leistungen zum Teil deutlich. Das Kennenlernen finde zumeist im direkten Kontakt statt (84,3 Prozent). Bei Fragen nach der Geburt hole sich hingegen etwa jede Zweite auf digitalem Wege Rat.

Rückbildungskurse fänden häufiger digital als in Präsenz statt (38,1 versus 32,9 Prozent). Im Wochenbett legten aber fast alle Befragten großen Wert auf die direkte Anwesenheit ihrer Hebamme (98,1 Prozent).

"Nicht alle Hebammenleistungen sind gleich gut digital zu erbringen. Körperliche Untersuchungen der Frau und des Kindes sowie diagnostische Verfahren erfordern die physische Präsenz der Hebamme, da ansonsten Anzeichen von gesundheitlichen Problemen nicht erkannt werden können. Kurse und Beratungen sind prädestiniert für die Digitalisierung", betont Prof. Dr. Nicola H. Bauer, Professorin für Hebammenwissenschaft an der Hochschule für Gesundheit in Bochum und Leiterin des Autorinnenteams der Studie.

Corona verändert Leistungsangebot der Hebammen

Die Corona-Pandemie habe, so zeige die Befragung, das Leistungsangebot der Hebammen erweitert. "Rund zwei Drittel der Hebammen schafften Geräte wie Webcams, Headsets oder Computer an, um ihre Leistungen digital anbieten zu können. Dies geschah in sehr kurzer Zeit und stellte die Hebammen aber auch vor Herausforderungen bezüglich Finanzierung, Technik und Datenschutz", sagt Jahn-Zöhrens. Wie die befragten Frauen sähen auch die befragten Hebammen Wege- und Zeitersparnis als klare Vorteile der Digitalangebote. Das ermögliche unter anderem auch, mehr Frauen zu betreuen. Schwangere wie Hebammen sähen die digitale Hebammenbetreuung in der Schwangerschaft und im Wochenbett als sinnvolle Ergänzung zum persönlichen Kontakt. Der Ausbau der digitalen Betreuung dürfe aber nicht zu Lasten der aufsuchenden Betreuung gehen.